BEDRÜCKENDE RÜCKEN
Puh, nach DER Kritik, oder besser: nach DEM Verriss von Hubert Winkels in der "ZEIT", der sich mit dem neuen Werk "Rücken an Rücken" der Buchpreisträgerin Julia Franck befasst, ist man froh, dass man sich den Roman nicht aus Solidaritätsgründen gekauft hat (man kennt die Dame nämlich persönlich, obwohl man sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, und fand sie immer nett, seit man mal auf der Berliner Funkausstellung ihr gegenüber jobbte)!!!
IIIIH, was wird denn da erzählt? Kindesmissbrauch durch KZ-Opfer? Wie eklig!
Nun, eklig geschrieben hat sie ja schon immer, so eklig, dass es ihr peinlich war, auf Nachfrage das Thema ihres Gewinnertextes beim Open Mike Berlin Weissensee 1995 zuzugeben.
Die spätere Lektüre von Zahnfleischbluten und Mundgeruch machte das Ausweichen verständlich...
Auch die Beschreibung des Geschmacks von Popeln in ihrem Erstling "Der neue Koch" (Weich, wie Mozzarella) ist in lebhafter Ekel-Erinnerung geblieben.
Seither sind viele Werke von ihr erschienen und Preise auf sie herabgeregnet, nach "Liebediener" gab ich das Mitlesen aus verschiedenen Gründen auf.
Letztes Jahr ist sie dann in den Olymp der deutschen Gegenwartsliteratur aufgestiegen, mit der "Mittagsfrau", das ich nach einigen Seiten und ein paar Kritiken wieder weglegte. Nicht einmal das Taschenbuch würde ich mir zulegen, weil mir eine solche Literatur, in der eine Frau ihr Kind am Bahnhof zurücklässt, keinen Erkenntnisgewinn bringt, sondern nur Depression.
Zum Glück ist Julia auf Kritiker nicht mehr angewiesen. Sie könne sogar Lyrik veröffentlichen, bekundete sie in einem Interview nach dem Buchpreis, so unabhängig sei sie nun.
Aber wahrscheinlich schreibt sie keine.
Jedenfalls hat sie bis heute keine veröffentlicht.
Niemals würde ich mir solche Gräuel durchlesen, wie sie H. Winkels erwähnt! Da kann man sich ebenso gut die Schlagzeilen von heute zu Gemüte führen: Vater erschlägt aus Rache seinen 6-jährigen Sohn, Dreijährige harrt neben toter Mutter aus, etc. p.p.
Aber wozu?
Wahrscheinlich wollte Julia den Missbrauchsopfern ihre Stimme geben, aktuellerweise die Fühllosigkeit der Kriegsgeneration gegenüber ihren Kindern zur Sprache bringen. Ich sympathisiere nach wie vor mit ihr.
Aber ich muss sie ja nicht lesen.
Die Frage ist nur: Was legt man sich zu? Die Schoßgebete? Oder doch besser Axel Hackes "Das Beste aus meinem Liebesleben"?
Wenn ihr was Gutes habt, lasst es mich wissen.