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Sonntag, 29. November 2009

P., Proust und Ich
Von cityscout2, 14:26

Mein Gott, was man von der TAZ in der FAZ liest, spottet jeden Gedankens. Und dass jetzt noch dieser beknackte BILD-Typ, der Mann von Katja Kessler, dessen Name mir schon wieder entfallen ist, weil man ihn wirklich entbehren kann, TAZ-Genosse ist (Was er nur aus Publicity-Gründen tut)! Eine Freundin von mir hat nämlich mal "unter ihm" (also nicht wörtlich nehmen) als Chef bei BILD gearbeitet und mir weitererzählt, dass er wirklich bescheuert ist. Das hätte bestimmt auch Clemens Meyer erschüttert, obwohl der ja schon so einiges erlebt zu haben scheint. Kann man ihn kleinen Mädchen ohne Weiteres als Lektüre empfehlen? Diese Frage hat mich beschäftigt. Obwohl. kleine Mädchen sind ja heute sehr abgebrüht, sehen heimlich SAW im Web, der erst ab 18 ist und erzählen dann stolz, dass sie nach der ersten Szene gleich kotzen mussten. Sogar ein bekannter Müllmann, der schon die ganze Welt gesehen hat, sagte, es wäre der härteste Film, den er je gesehn hätte. Ein anderes Mädchen liest ständig Mörderromane, die zum Teil im Netz spielen. Sie kann einfachen Stories von Gleichaltrigen nichts mehr abgewinnen, will auch nur Mordstories schreiben. Ich bin zu keinem Schluss gekommen und musste erst einmal nachdenken, was man denn von der Lektüre des Clemens Meyer überhaupt hat. Das geht mir eigentlich bei allen Lektüren so und nur ganz selten lässt sich diese Frage fuer mich beantworten. Ich habe zum Beispiel viel von der Lektüre von Menschen, die ich kenne. Dann kann man sich beim Lesen diese Person vorstellen und mit ihr im Geiste kommunizieren. Ich weiss auch nicht, das Lesen von Lektüre von Menschen, die ich kenne, hat mir immer viel mehr Spass gemacht als von solcher von solchen, die ich nicht kenne. Wenn mir aber die Lektüre von Menschen, die ich nicht kenne, Spass macht, dann muss etwas dran sein. Selbstverständlich gibt es auch langweilige Lektüre von Menschen, die ich kenne. Aber die legt man weniger schnell beiseite als die langweilige Lektüre von denen, die man nicht kennt. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich heute einmal Zeit hatte zu träumen. Und da träumte ich mich zurück in eine Zeit, als P. und Ich noch fast Mädchen waren und endlos Zeit hatten und gemeinsam oder um die Wette, so genau weiss ich es nicht mehr, den grossen Roman von Proust über die Zeit lasen. Wir hatten alle Zeit der Welt, so kam es uns vor, obwohl wir schon Anfang zwanzig waren. Und wir nutzten diese Zeit, indem wir sie vertaten! Wir fuhren zum Beispiel sechs oder sieben Wochen am Stück nach Paris und rauchten. Neben dem Rauchen lernten wir noch jede Menge Leute kennen (mit denen wir aber ueber Proust gar nicht sprachen) und lasen eben Proust. Proust in Paris. Wie herrlich! Gleich wenn man gelesen hatte, dass er mit seiner Freundin in den Tuilerien spielte, konnte man mit der Metro oder zu Fuß dorthin gelangen und dann dort von Proust, wie er mit seiner Freundin da spielte, während er beobachtete, wie seine Grossmutter immer älter wurde, träumen. Das waren Beschreibungen, die die Phantasie anregten! Zumindest meine. Die Beschreibungen von C.M. hingegen, wie zum Beispiel Fingerabdrücke auf dem Hals einer toten Frau zu sehen sind, die von ihrem Freund getötet wurde (vgl. Lesung im Internet), bringen mich dann doch nicht so weiter. Obwohl man zwischen beiden natürlich keinen Vergleich ziehen dürfte. Zur Wirklichkeit darf man dann gar keinen Vergleich mehr ziehen, wo kleine Kinder ihre kleinen Freundinnen so aus Langeweile in der Schule würgen. Aber ich schweife ab. Ich erinnere mich, dass P. und Ich von Proust begeistert waren und ich diese Begeisterung einem in Paris kennengelernten jungen Autor mitzuteilen versuchte. Gleich wurde ich ernüchtert, als er mir erzählte, der von mir hochgeschätzte Autor hätte in seiner Freizeit gerne Ratten gequält! Eigenartiges Gedächtnis, dass mir im Zusammenhang mit Proust diese Anekdote immer wieder einfällt. Sollte man nur sympathische Autoren lesen? Ich habe Proust später trotzdem immer noch gern gelesen, ich habe dann an die Sache mit den Ratten gar nicht mehr gedacht, aber vielleicht ist sie ja auch gar nicht wahr. Vielleicht will die FAZ auch die TAZ schlechtmachen, weil sie neidisch sind. Wer weiss...

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