Mira la Mira
Die Berliner Schauspielerin Brigitte Mira haette ihren 100. Geburtstag gefeiert, zu diesem Anlass hoerte ich letzte Woche einen Radiobeitrag, der u.A. an ihren grossartigen Fassbinder-Film "Angst essen Seele auf" erinnerte.
Auch ihr Leben war bewegt und zum Teil tragikomisch: Mit Maennern hatte sie nicht viel Glueck, ist oft belogen worden. Aber: "Sex (ausgesprochen "Sechs") ist nicht alles", sagte sie so niedlich im Interview, Freundschaft ist wichtig. "Ich war ne flotte Biene", gab die juedische Darstellerin, die in der NS-Zeit unter falschem Namen weiterspielte, zum Besten.
Meine Tante begegnete der "Dame vom Grill" (nach einer in den 80ern bekannten Berliner Serie) oefter in unserem Bezirk auf der Strasse, mit deren Yorkshire-Terrier, und fand, dass es eine ganz eigebildete alte Kuh waere, die koenne nicht mal gruessen!!! Friedrich Schoenfelder, den beruehmten Mann der Inhaberin eines Knopfgeschaeftes in der Uhlandstrasse und ebenfalls Schauspieler, fand sie dagegen nett, Wolfgang Voelz ebenso. Existiert Stutenbissigkeit also doch???
Wem ich in Berlin schon oft begegnete: Juergen Vogel, und der ist nun gar nicht eingebildet, sondern ein "Mann des Volkes", supersympathisch. Ich habe sogar mal Bruce Willis waehrend der Filmfestspiele im Treppeneck stehen sehen, und er hat gelaechelt :)
Heute sah ich eine Darbietung der Berliner Truppe "Theater Strahl" in der Provinz, und Heimatgefuehle erwachten. Allerdings standen die Schauspieler am Anfang neben dem Behindertenklo und ich hielt sie erst fuer Putzleute oder Garderobenleute. "Wo ist die Toilette", fragte ich, "hier?" "Naja, da gehts direkt auf die Buehne", kam die Antwort prompt. Als ich auf die Behindertentoilette wollte, sagte ein Darsteller: "Luft anhalten."
Auch auf der Buehne wurde dann noch heftig gepullert, wie sich das in einem modischen Geraeuschtheater eben gehoert.
Das erinnert mich an meine erste eigene Berliner Wohnung neben dem BAT Studiotheater in PB (Prenzlauer Berg), dort hatte ich ein Schrankklo im Flur (welch Luxus, die meisten Bekannten hatten ein Aussenklo), und wenn ich mich dort befand, hoerte ich die Schauspieler durch die Rohre deklamieren - wie romantisch!
Die Badewanne stand uebrigens in der - schwarz angemalten - Kueche. Und es gab sogar eine kaputte Waschmaschine, Toplader, die nur mit kaltem Wasser wusch. An all das habe ich mich heute erinnert. Und nun auf in die Bibliothek, die Aufzeichnungen jener Jahre aufstoebern und ein Stueck Erinnerung wiederbeleben, mit all den Darstellern, die damals ueber die Lebensbuehne huschten, als Brigitte Mira noch am Leben war und Fassbinder auch noch nicht so lange tot...