Willemsens Wut
Im Magazin der ZEIT Nr. 18 schreibt Roger Willemsen (einst Jungspund des Literaturfernsehens, jetzt auch schon 54 Jahre alt) über das unerträgliche Gelaber und die - Verzeihung - Lahmarschig- und Espritlosigkeit des öffentlichen Diskurses in unserem schönen, ruhigen (bis auf die in Berlin vom Regisseur Dominik Graf gesichtete mafiöse Unterwelt) Deutschland: Ein sehr witziger Artikel, dessen literarische und zeitgeschichtliche Anspielungen wahrscheinlich nur noch von einer immer kleiner werdenden Schicht der kulturell Interessierten verstanden worden sind. Zum Glück bin ich mit ihm einer Meinung, dass man nicht unbedingt das Buch von Stuckrad-Barre gelesen haben muss, um geistig weiter existieren zu können, was ich allerdings NICHT wusste, war, dass es aus Artikel für die Springer-Presse besteht. Neben der Springer-Journalistenschule gibt es ja noch die Henri-Nannen-Schule in Hamburg, und dort wirkte der "Sprachpapst" (Papst ist hier positiv gemeint, auch wenn es sich zur Zeit zu einem Negativwort entwickelt) Wolf Schneider, und der hat ein neues (29.?) Buch herausgebracht:
"Deutsch für junge Profis",
das mir interessant erscheint, allein deswegen, weil sich ein 85-jähriger mit den Sprachentgleisungen und -möglichkeiten der jungen Leute von heute befasst, was ja viele Lehrer und Hochschullehrer schon aufgegeben zu haben scheinen. Er selbst benutzt keinen PC, kommentiert aber Twitter. Da bin ich mal gespannt. Bei dem hat vielleicht auch Willemsen gelernt. Schade, dass er diese Literatursendung - wie hieß die noch? - nicht mehr macht.
Und sonst? Heute einen HANDgeschriebenen Brief bekommen, o Wunder! Wie selten das geworden ist. Alles findet ja elektronisch statt, auch der Roman "Neid", soll im Netz zu haben sein, den soll man sich "runterholen", meint Elfriede Jelinek.
Muss ich gleich mal nachsehen, ob das noch möglich ist...
http://www.elfriedejelinek.com/
Ja, ist es. Und zudem habe ich in ca. 9 Minuten wieder millionenfach dazugelernt, liebe Elfriede, wenn ich Zeit hätte, würde ich den ganzen Kram lesen, so las ich nur "Prater" zu Ende und fand alles sehr schön, auch dass du so einen langen Atem hast.
Premiere: Einen Besucher auf meiner Website getroffen! Rendezvous du coeur éléctronique! Gruß an C.P.
Entzauberung: Wahrscheinlich war ich es selbst.