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Mittwoch, 12. Mai 2010

ZEITKLAMMER
Von cityscout2, 15:42

Kommt jetzt:

In einer Zeit, die heute damals fuer mich ist, gab es in einer Wilmersdorfer Seitenstrasse in der Naehe des U-Bahnhofs Spichernstrasse ein Geschaeft, dessen Name nur noch in alten Notizen auffindbar sein kann, ich selbst habe ihn vergessen und das Geschaeft existiert laengst nicht mehr. Aber wahrscheinlich ist es gut, dass ich einen anderen Namen dafuer angeben werde, denn heute bin ich auf etwas aufmerksam geworden, das mir vorher nicht bewusst war:

Ich koennte abgemahnt werden! Es war reiner Zufall, dass ich, auf der Suche nach einer Information zu Emine Sevgi Oezdamar, denn sie ist eigentlich das Thema dieser Zeitklammer, auf eine kritische Rezension ihres Buches von 1991, "Das Leben ist eine Karawanserei, auf der einen Seite ging ich rein, auf der anderen Seite ging ich wieder raus" (Das ist der volle Titel!), stiess. Die fand ich ganz lustig

(Auf der Site zaehlt sie aber zu den "Schlaffis", was beim Schreiben zu "Schaffis" geworden ist, vielleicht funktionierte bei dem Autor das L nicht, so wie bei mir das H)

...und wollte mich erst verlinken, als ich sah, dass dieser Autor oft Post von Rechtsanwaelten bekommt, die Geld von ihm fordern, weil er etwas zu Unrecht zitiert hat, z.B. Karl Valentin. Da hat er in manchen Faellen 300 oder mehr Euro zahlen muessen. Manche Juristen bereichern sich also, indem sie Websites extra durchsuchen, um armen Bloggern, die ja meistens Arbeitslose oder Rentner sind, geld abzuluchsen! Klar, man darf nicht alles und jedes als sein geistiges Eigentum ausgeben, siehe H. Hegemann, das ist dann ein Plagiat.

Naja, wie dem auch sei, ich hatte keine Lust, mich mit dieser bespitzelten Site zu verlinken, denn es koennte ja sein, dass diese Spitzel auch genug Zeit haben, alle seine Links zu durchforsten, und hoffe auch, dass ich noch nix auf meiner Site geschrieben habe, woran sich andere finanziell bereichern koennten, dann waeren die naemlich besser dran als ich!

Hier ist noch alles meins und umsonst! Alles andere ist intertextuell. Elfriede Jelinek wird sich ueber den Link doch nicht beschweren.

Und nun zum eigentlichen Thema:

Vor 20 Jahren hoerte ich im Fernsehen eine Frau mittleren Alters aus einem Buch mit seltsamem Titel vorlesen und verstand kein Wort. Das war Emine Sevgi Oezdamar, die beim damals noch so genannten Bachmann-Wettbewerb auftrat und ihn gewann. Sie war damals 46. Ich beneidete sie nur ein wenig, waere ich doch gern an ihrer Stelle gewesen. Heute bin ich froh, dass ich es nicht war, denn dann waere ich ja inzwischen 66!

Und nun kommt die ZEITKLAMMER: Ich verstehe ihre Buecher inzwischen viel besser, besonders die "Bruecke am goldenen Horn" gefiel mir gut, doch vor drei, vier Wochen sah ich Emine wieder im Fernsehen:

Als OMA, in der Rolle der Mutter eines tuerkischen Lehrers, die eine Aenderungsschneiderei hat. Sie sah aus wie mindestens 70.

Ihr Auftritt beim Bachmann-Wettbewerb (darf man den Namen denn noch nennen???) - es kommt mir vor, als waere es gestern gewesen. Heute wuerde ich mich bei dem Ding gar nicht mehr bewerben!!! Da bin ich mit Clemens Mayer ganz d'accord!  

Ich moechte nur daran erinnern, seine Zeit zu nutzen, es kommt kein Tag zurueck und am Ende ist alles vergangen wie ein Hauch...

Und jetzt werde ich ein bisschen ueber mein Lieblingsthema, die Vergaenglichkeit, jammern. Ich habe eine junge Autorin getroffen, die furchtbar deprimiert ist, und ich wuerde ihr so gern helfen, denn sie ist begabt und toll! Aber ihr lustiges Lachen ist seit ein paar Monaten erloschen.

Ich hoffe, es geht ihr bald besser, denn noch ist sie 18, aber die Zeit, in der wir nichts schaffen koennen, weil wir traurig sind, ist eine so verlorene. Manche sind auch ganz verstummt, z. B. die Frau von Heiner Mueller, dabei sind die Deprimierten immer nur besonders sensible Zeitgenossen.

Da wuesste ich auch gern, wo ich gerade bei Depris bin, was aus E.R. geworden ist, der mich - wir hatten uns eben erst kennengelernt, es war ein huebscher Junge - sofort informierte, dass er eine endogene Depression haette und deshalb nicht so oft telefonieren koenne. Oder war es eine exogene? Egal, auf jeden Fall war ich 20 und mit dem Thema hoffnungslos ueberfordert, hatte ich doch selbst mit negativen Jugendanwandlungen ("NO STARS", Gruss an St.) zu kaempfen, die ich aber nie mit irgendwelchen medizinischen Fachtermini unterlegte. Ich ging wohl noch ein paar Mal mit E.R. aus, aber wegen seiner Depression konnte er dann nach dem Kino auch nicht kuessen und ueberaupt benahm er sich nur in Beziehung zu eben dieser Depression, weswegen ich dachte, er habe die Depression als Geliebte. Wann ich das letzte Mal mit ihm sprach, habe ich vollends vergessen, es muss auch 20 Jahre her sein, wahrscheinlich wollte ich mit ihm zusammen den Bachmann-Wettbewerb im Fernsehen gucken, und da ist er endgueltig verzweifelt.

Ich werde ihn mal googeln und hoffe, dass er noch lebt, nicht wie P., der immer gern leben wollte und mit 35 gestorben ist! Hoffentlich werde ich es noch schaffen, ueber all diese Menschen in richtigen Buechern zu schreiben, und hoffentlich geht es mir dann nicht wie Maxim Biller, dessen Buch verboten wurde, weil sich zwei Frauen davon beleidigt fuehlten...

Trostspendende Kommentare wuerden mich aufheitern.

PS: Tanja Dueckers probiert jetzt alle Schokogeschaefte in Berlin durch, Schokofans bitte mal googeln!

PPS: Am Schluss kommt jetzt der Zusammenhang: In jenem oben genannten Geschaeft in der Wilmersdorfer Seitenstrasse gab es ein Moebelstueck, das fast die ganze Wand bedeckte und aus 1000 kleinen Schubladen bestand, in denen sich Kleinigkeiten zum Geschenke einpacken befanden. Es war herrlich! Ich kaufte dort einen nostalgischen blaugelben, gruenlich schimmernden Vogel mit weissen Schwanzfedern wie Engelshaar, fuer den Christbaum. Den haben erst 2 Kinder vor drei Jahren kaputt gemacht, bis dahin hat er gehalten. So ein Maerchengeschaeft mit 1000 Schueben gibts wohl heut nur noch virtuell, bei E-Bay...

Das Leben ist auch so ein Riesenschrank, aber mit 100000 oder mehr Schublaedchen, es ist wie bei Alice im Wunderland, und alle diese Schublaedchen koennt ihr aufziehen und staunen, was darin ist, seien es eure Tage, seien es eure Erinnerungen, seien es die Gespraeche, die ihr in eurem Leben gefuehrt habt (nur bei Depression verwandelt sich der Schrank in eine schwarze Flaeche). Alle sind verklammert durch die ZEIT, womit ich die ZEITKLAMMER schliesse.

Und nun lasse ich euch mal in Ruhe stoebern.

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