Onwar spricht: "Die Zeit zerfällt"
Vor vielen Jahren zitierte ich diese Verse aus irgendeinem Lyrikband, soweit ich mich erinnere. Dieser Vers - Verfasser unbekannt - steht nirgends im Internet. Ein gutes Zeichen, aber auch ein Signal, dass diese Worte bald komplett in Vergessenheit geraten und nie wieder zitiert werden werden.
Onwar : Im WWW unauffindbar!
Der volle Vers lautete: "Onwar spricht, die Zeit zerfällt und unser Dasein blüht am Wegrand zwischen Stein und Feld"
Viele Theorien kreisen um die Vermutung, dass die Zeit von Beginn an im Ganzen vorhanden ist und nur weniger wird, also "zerfällt".
Man merkt es am eigenen Leben, als Kind lebt man noch gottähnlich als Herrscherin über die endlos erscheinende Zeit, die man besitzt, das wird dann immer weniger.
Von meinem letzten Eintrag bis heute, das erscheint mir so kurz, nicht als ob schon wieder zwei Monate vergangen wären und so fand ich, dass es Zeit wäre für den nächsten Eintrag...
JUBILÄUMSEINTRAG: BEITRAG NUMERO 70
Auch wenn es niemand liest, irgendwer wird es doch irgendwann lesen.
Inzwischen habe ich mich wieder an verschiedenen Anthologien beteiligt.
Im Oktober erscheint anlässlich der Berner Bücherwochen (Berne in Niedersachsen) eine Textsammlung zum Thema
"Trotz alledem"
mit einem Gedicht von mir zum Thema Landerziehungsheime in der NS-Zeit (in denen man die Babys von Zwangsarbeiterinnen absichtlich sterben ließ).
Erscheinungsdatum ist der 11. Oktober 2013.
Seit ich mich auf diesem Markt bewege, habe ich erst einmal gesehen, wie viele Tausende und Abertausende Menschen schreiben und veröffentlichen wollen und alles dafür tun würden, endlich Gehör zu finden und vor allem ein bisschen Ruhm zu ernten für ihre Mühe.
Im Radio kam ein Beitrag über eine Gruppe "Kommando Thorben" oder so ähnlich, alles abgelehnte Bewerber für ein Stipendium des Literarischen Colloquiums am Wannsee, Hunderte waren abgelehnt worden und die Sekretärin hatte aus Versehen allen alle Namen geschickt. Seitdem treffen sie sich oft, um sich auszutauschen und zu schreiben.
Der bekannteste deutsche Literaturkritiker, Marcel Reich-Ranicki, den ich noch selbst an der Freien Universität zu Anfang der 90er Jahre erlebt habe und dessen Vorträge mir immer gefielen - sie waren nie langweilig - kann ihnen nicht mehr gefährlich werden, er segnete letzte Woche das Zeitliche. Adieu, Marcel Reich-Ranicki, du hast auch meinen Weg durch die Welt der Literatur mitgeprägt. In meinem Schrank steht deine Autobiografie (wollte ich schon mal verkaufen) und "Deutsche Literatur in Ost und West" oder "-West und Ost", was ich mir als junge Studentin ins Regal stellte.
Auch Daniel Kehlmann mit seinem "F"-Roman, den ich kürzlich geschenkt bekam, braucht keine Kritik mehr von dir zu fürchten. Das hat übrigens auch Elke Heidenreich im "Stern" mit 10 Worten erledigt. Ich hätte schon ein paar mehr Worte für dieses Werk übrig, es liest sich ganz locker, ein Pfarrer, der nicht an Gott glaubt, aber frisst, ein schwuler und ein bösartiger Bruder, ein komischer Vater, der lieber Bücher schreibt, als dass er mit seinen Söhnen lebt (warum geht das nicht zusammen???), alles in allem ist fast nur von Männern die Rede. Warum das?